Mittwoch, 23. Juli 2008

Die Grenzen der Entwicklungshilfe

Anhand zweier lesenswerter Beispiele soll hier kurz auf die Grenzen von Entwicklungshilfe eingegangen werden:

1.: "Mit viel Geld wenig erreicht - Ungenügende und wenig wirksame Hilfeleistung in Afghanistan" ist der Titel eines Beitrags der am 22. Juli in der Neuen Zürcher Zeitung erschienen ist. Darin wird auf zweierlei verwiesen:

Zum einen sind die Hilfszusagen mehr als doppelt so hoch wie die tatsächlichen Leistungen. Das gilt übrigens in noch viel stärkeren Maße etwa für die medienwirksamen G8 Versprechungen. Für Afghanistan sind die Quoten noch vergleichsweise solide. Die hohen Zusagen verführen aber natürlich einige Kollegen dazu, die Bedeutung der Hilfe zu überschätzen.
Zum zweiten geht das Gros der Mittel wieder an die Geber zurück - vor allem in Form von Gehältern und Materialbeschaffung, die meist an Lieferbindungen hängt. Interessanterweise wird dieser Punkt in den Mainstream-Medien normalerweise fast nie kritisiert. Im Gegenteil: Diese Tatsache musste schon oft als Argument (schafft Arbeitsplätze) für staatliche Entwicklungszusammenarbeit herhalten.

2.: Wie der ausgezeichnete Beitrag "Den Äthiopiern zum Gefallen? Ein Gutachten bescheinigt einem der größten deutschen Entwicklungsprojekte erhebliche Mängel" von Tillmann Ellisen in den welt-sichten zeigt, kann aber auch schlichte Fehlallokation von Geldern zum limitierenden Faktor werden.

Ergänzend ein Hinweis, der in beiden oben genannten Beiträgen fehlt:
Entwicklungshilfe für Länder, deren Regierungen entweder vom Westen eingesetzt wurden (Afghanistan) oder für ihn die Drecksarbeit erledigen (Äthiopien in Somalia) und deshalb alimentiert werden, ist auf längere Sicht ohnehin zum Scheitern verurteilt. Solche Hilfe kann nicht für die Menschen vor Ort konzipiert sondern muss den Interessen der Geber untergeordnet werden. Und im “Kampf gegen den Terrorismus” müssen die Teile der lokalen Eliten und Bevölkerungsgruppen, die mit dem Westen kooperieren, unterstützt werden - auch wenn es wie Korruption aussieht (NZZ zu Afghanistan) oder ein Programm zum Spielball der ortsansässigen Regierung gerät und dadurch unsinnig wird (Äthiopien). Es ist anzunehmen, dass derart verwendete Mittel dabei helfen, kriegerische Auseinandersetzungen siegreich zu beenden. Vielleicht können Entwicklungshilfegelder in Afghanistan sogar deutsche Soldaten schützen helfen. Erfolgreiche Entwicklungspolitik sieht jedoch anders aus.

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