Dienstag, 25. Dezember 2012

Betr. Syrien

MediaWatch erwartet, dass im Verlauf von 2013 eine Intervention in Syrien stattfinden wird. Als Beleg hier ein Verweis auf einen tina-Kommentar (there is no alternative) in der Zeit: Eine politische Lösung sei "utopisch".


Die Situation rechtfertigt für bestimmte Kriegsschreiber auch, das Veto Russlands und Chinas im UN-Sicherheitsrat (zu einem Angriff zwecks Sturz der syrischen Regierung) zu ignorieren (ebenfalls Zeit). Man müsse nur so vorgehen "wie die Amerikaner im Irak", indem man "ein Hindernis ignoriert, das im Lauf der Zeit zu einer makabren Farce mutiert ist". Auch hier wieder tina: "Die Debatte zielt nur noch darauf ab, ob er dank [uns] oder trotz uns gehen wird" (Hervorhebung im Original). Interessant an diesem Beitrag ist, dass mittlerweile auch die (vom Westen und den arabischen Monarchien hochgerüsteten und finanzierten) religiösen Fanatiker als Begründung für eine Intervention herhalten müssen:
Das erste Szenario entspricht dem libyschen, und nur hier haben wir eine wenn auch winzige Chance, den politischen Kampf nach dem Sturz der Diktatur zu beeinflussen. Das zweite Szenario wäre furchtbar, denn wenn es so weit ist, würden sich Extremisten und Demokraten, religiöse Fanatiker und gemäßigte Muslime gegenüberstehen – und wie bereits jetzt abzusehen, wären Erstere im Vorteil.


Dass das alles nicht ganz so einfach ist, kann man etwa im Guardian nachlesen. Hier wird unter anderem zu bedenken gegeben, dass russiche Militärberater und Soldaten die syrische Luftabwehr aufrecht erhalten. Die Gegenwart dieser Truppen könne eine Intervention "komplizieren". Die Deutsche Welle bietet eine Übersicht über die Situation der Zivilbevölkerung (engl.), in der auch darauf aufmerksam gemacht wird, dass die ständige Propaganda vom 'alawitischen Regime' den Konflikt anheize und viele Alawiten erst zur Flucht zwinge.

Die Zukunft Syriens? Die Asia Times jedenfalls sieht schwarz:
(...) the terrain is already prepared for a profitable "reconstruction" of Syria once a pliable, pro-Western turbo-capitalism government is installed. 
Wahrscheinlich nicht zu Unrecht. Und die Aasgeier und Kriegsgewinnler versammeln sich augenscheinlich schon jetzt (1), (2). Aber auch für den Nahen und Mittleren Osten insgesamt ist die Asia Times pessimistisch:
Sectarian hatred will rule, with Qatar in the lead, followed by Saudis with large pocketbooks and assorted hardcore Islamists. Agenda; war against Shi'ites, against Alawites, against secularists, even against moderates, not only in Syria but all across the Middle East.
MediaWatch meint: Es muss mit Verhandlungen begonnen werden. Sofort. Ziel: Eine Regierung der nationalen Einheit. Sonst werden den in unseren Medien so lautstark betrauerten 40.000 Toten in zwei Jahren (G-News) wohl bald Hundertausende in die Gräber folgen.

P.S. Zum Schluss noch ein leider immer wieder nötiger Hinweis zur medial vermittelten Wahrnehmung von Gewalt: Le Monde schätzte im August 2012, dass in Mexikos Drogenkrieg zwischen 2007 und 2011 bis zu 120.000 Menschen gewaltsam zu Tode gekommen sind - etwa 30.000 pro Jahr. Wem ist das bekannt? Wer redet in diesem Zusammenhang - Staatsversagen liegt ganz offensichtlich vor (1), (2) - von einer Schutzverpflichtung, einer "responsibilty to protect"?

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