Donnerstag, 23. März 2017

Fundstücke CCXL

Brasilien: Während Hunderttausende gegen die neue (nicht gewählte, sondern mittels eines Justizputsches zustandegekommene) Regierung demonstrieren (Telesur, NDS, amerika21), beschäftigen sich die Mainstreammedien hierzulande lieber mit einem Gammelfleischskandal, einem Gelbfieberausbruch und natürlich mit Fußball (G-News dt.). Vor allem die geplante Zerstörung ihrer Altersvorsorge erbost die BrasilianerInnen.

Südafrika: Die Wahlen 2019 werfen bereits ihre Schatten voraus. Dem Afrikanischen Nationalkongress droht der Verlust der absoluten Parlamentsmehrheit. Präsident Jacob Zuma bringt nun die Landfrage in die Diskussion. Africa Confidential hält dies vor allem für ein machtpolitisches Manöver.

Saudi Arabien/Erdöl: Über den 2016 gescheiterten Versuch Riads, den Ölmarkt erneut zu dominieren, schreiben die Foreign Affairs. Nebenbei gibt's dort interessante Zusatzinfos über die allgemeine Entwicklung am (Welt-)Markt für Erdöl.

USA/Iran: Warum die US-Regierung den Iran auch unter Donald Trump nicht angreifen wird,  begründet der Middle East Monitor:
Contrary to popular belief, Iran has proven itself extremely helpful to US interests in the Middle East, mainly because it acts as a counterbalance to its neighbouring Arab Gulf states. In classic “divide and rule” style, the US needs multiple players of near-equal strength that constantly challenge each other and are ever ready to confront one another. (...) In the era of the “War on Terror”, Iran has in fact cooperated with many of the US’ interests in the Middle East, as well as further afield in Asia.
Schulden: 116 Länder im Globalen Süden sind laut erlassjahr.de kritisch verschuldet. Das sind 33 mehr als noch vor zwei Jahren. Auch Schwellenländer wie Brasilien gehören dazu. In 69 dieser Länder hat sich die Situation im Vergleich zum Vorjahr weiter verschlechtert. Zu diesem bedenklichen Ergebnis kommt der Schuldenreport 2017 der Erlassjahrkampagne. Der Economist beschreibt am Beispiel Nigerias, welche Geschäftsab- und -aussichten sich hinter diesem Trend verbergen. Denn in USA und EU sowie in Japan sind die Zinsen weiterhin auf einem historisch niedrigen Stand. Dazu passt:
Kambodscha weigert sich, eine halbe Milliarde US-Dollar an die Vereinigten Staaten zurückzuzahlen (Al Jazeera). Der Putschist Lon Nol hatte in den 1970er Jahren 276 Mio. US-Dollar von Washington geliehen und das südostasiatische Land endgültig in den Vietnamkrieg verwickelt.

Unternehmen und Menschenrechte: Corporate Benchmark hat 98 internationale Unternehmen aus den Bereichen Landwirtschaft/Ernährung, Textil und Bergbau/Ölgewinnung auf 100 Menschenrechtsindikatoren hin untersucht und in Ranglisten eingeordnet. Die überaus spannenden Ergebnisse finden sich unter www.corporatebenchmark.org.

Weltbank-finanzierte Projekte in 124 Ländern haben zwischen 2003 und 2014 zur (mehr oder weniger freiwiligen) Umsiedlung von mehr als drei Millionen Menschen geführt oder ihren Lebensunterhalt zerstört. Zu diesem niederschmetternden Ergebnis kommt eine Untersuchung des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). IRIN hat dies zu Anlass genommen über die Auswirkungen eines von der Weltbank ermöglichten Goldbergwerks in Liberia zu berichten.

G20/Steuern: Wie eine Koordinierung der Unternehmensbesteuerung durch die G20 aussehen könnte und sollte, diskutiert Sven Giegold sehr gut verständlich in den Baustellen der Globalisierung.

Deutschland: Der Tacheles e.V. hält das Hartz IV Sanktionsregime für einen Verstoß gegen das Völkerrecht, gegen den UN-Sozialpakt und die Behindertenkonvention und natürlich für verfassungswidrig. Dazu gibt's auch eine ausführliche Stellungnahme. Adressat ist das Bundesverfassungsgericht. Hat tip NDS.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen